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Zur Geschichte des Grabower Kinos 

 

1905 erwirbt Franz Grabs das Grundstück Berliner Straße 2 von den Brauerei Besitzer Christian Rose.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Haus hatte der Baumeister Heinrich Kusel im Jahr 1890 errichtet. Franz Grabs richtete im hinteren Teil des Gebäudes nach seiner Meisterprüfung 1907 eine Malerwerkstatt ein. Man kann heute noch ein Bild besehen, das er einst gemalt hatte: das Pferd am Nachbarhaus für die ehemalige Pferdehandlung Schulenburg. Mit über 40 Jahren wurde Grabs zum Kriegsdienst eingezogen. Als er aus dem I. Weltkrieg heimkehrt, beschloss er ein Kino aufzubauen. Seine Malerwerkstatt wurde dementsprechend umgestaltet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im November 1919 wurde das Grabower Lichtspieltheater eröffnet. Es war eines der ersten Kinos in Mecklenburg Vorpommerns. Herr Grabs benannte es nach der Muse der Sternenkunde: „Urania“ Dieser Name hat aber noch eine andere Bewandtnis: Es gab in Deutschland drei Kinos, die sich weigerten unmoralische Filme zu zeigen. (Heute nennt man diese „Pornofilme“.) Sie alle drei trugen den Namen „Urania“. Zu diesen  Filmtheatern sollte das Grabower Kino auch gehören. So kam es zu seine Namensgebung. Anfangs wurde nicht täglich ein Film im Kino gezeigt, sondern nur an zwei Tagen in der Woche. Da es zu dieser Zeit noch keine Tonfilme gab, „untermalte“ ein Klavierspieler die verschiedenen Szenarien. Gab es einen besonderen Film, so wurde noch ein Stehgeiger dazu engagiert.

 

1938 erfolgte dann ein Grundlegender Umbau des Kinos. Der Saal wurde vergrößert auf 398 Plätze und es wurde eine Hängedecke eingezogen. Dadurch fiel die geräumige Wohnung  über der ehemaligen Malerwerkstatt fort. Der Eingang wurde von der Seite an die Front des Hauses verlegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Grabs gaben einen Teil ihrer Wohnung auf, so dass eine repräsentative Eingangshalle mit Garderobe entstehen konnte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am wichtigsten aber war: Das Kino erhielt eine Tonfilmanlage. Grabow verfügte nun über ein modernes Lichtspieltheater.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1947 wurde das Kino enteignet, und zwar nach ein Befehl der sowjetischen Militäradministration, der bis zum November 1945 Gültigkeit hatte. Anfang der fünfziger Jahre wurde das Filmtheater staatlicherseits umbenannt. Nun hieß es Rudolf-Tarnow-Lichtspiele.

 

Seit dem Umbau im Jahre 1938 gab es im Grabower Kino folgende Platzeinteilung: Rechts und Links vom Saaleingang befand der Sperrsitz; das waren 51  rot gepolsterte Klappsitze auf einen einstufigen Podest.Daran schlossen sich die hölzernen Klappsitze des 1. Platzes an. Die letzten fünf Reihen vor der Filmleinwand waren der 2. Platz. Die Eintrittspreise waren durchaus bezahlbar: Der Sperrsitz kostete 1,50 Mark, der 1. Platz 1,00 und der 2. Platz 80 Pfennig. Auf alle Karten wurden 5  Pfennig Kulturabgabe erhoben, auch auf die Karten der Kindervorstellungen  am Sonntag. Vorstellungen fanden täglich um 18.00 Uhr und um 20.30 Uhr statt.  Sonntags gab es um 14.00 Uhr eine Kindervorstellung (25 Pfennige Eintritt) und um 16.00 Uhr eine Familienvorstellung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bis in die fünfziger Jahre hinein fanden im Grabower Kino Bühnenschauen und Modeschauen statt, für die es extra eine Bühne vor der Kinoleinwand errichtet worden war. 1964/65 gab es dann einen weiteren Umbau des Filmtheaters. Es wurde eine Breitwandspielfläche eingebaut. Der Sperrsitz fiel weg. Dadurch entstand ein weiteres Vestibül mit Schauvitrinen. Die Fenster wurden zugemauert und eine Lüftungsanlage installiert. (Die machte so ein krach, dass in der Neumannschen Küche das Geschirr wackelte). Der Mittelgang des Saales wurde wegrationalisiert, so dass die Zuschauer in einem Block saßen, wo es nun links und rechts jeweils einen Gang gab. Durch die Baumaßnahmen wurden der Kinosaal wesentlich verkleinert und  die Plätze verringert. Der Vorführraum wurde oberhalb des ehemaligen Sperrsitzes eingebaut. Er war nur über eine Eisentreppe vom Hof aus erreichbar.

 

 

Anfang der achtziger Jahre erhielt das Kino diesen unschönen Anbau, der das gesamte Gebäudeensemble richtig verschandelte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den Jahren vor der Wende flauten die Besucherzahlen merklich ab. Um dennoch Zuschauer ins Kino zu locken, richtete man eine sogenannte Bierbar ein. Aber das half wenig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Eingangshalle und das Vestibül dahinter sehen recht trostlos aus. Es gab nur wenig Reklame.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Trotz vieler Bemühungen schrumpften Anfang der 90er Jahre die Besucherzahlen ständig, so dass das Grabower Kino seine Pforten für immer schließen musste… 

 

 

 

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